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09.10.2017

Der Außenraum im Kontext zur Architektur

In unserer Titelreihe „Menschen – Räume – Emotionen“ setzen wir uns mit den vielseitigen Facetten des öffentlichen Raumes auseinander.

Interview

Außenraum im Kontext zur Architektur

Nach den Experten-Interviews mit Prof. Tobias Wallisser zur „Bedeutung und Nutzung von Außenräumen“ sowie mit Prof. Hinnerk Wehberg und Wolfgang Betz über „Urbane öffentliche Räume“, widmen wir uns nun dem Thema „Außenraum im Kontext zur Architektur“. Hierzu haben wir ein ausführliches Interview mit Prof. Eckhard Gerber geführt.

Welche Rolle spielt der Außenraum bei der Planung eines Gebäudes?

Gerber: Unser Ziel ist es immer schon gewesen, Gebäude und Landschaft als Einheit zu betrachten. Insofern besitzt der Außenraum für uns einen sehr hohen Stellenwert.

Wir sind in Deutschland fast das einzige Büro, das auch die Planung der Außen- und Freianlagen im eigenen Büro durchführt. Dafür gibt es bei uns eine eigene Abteilung – ganz speziell für die Landschaftsplanung.

Welche Gestaltungsansätze tragen zu einer gelungenen Integration von Architektur und Landschaft in bereits bestehende städtebauliche Gegebenheiten bei?

Gerber: Das ist ein ganz weites Feld. Für Freianlagen lassen sich bestimmte Gestaltungsansätze kaum formulieren, denn es gibt gar nicht so viele Elemente, mit denen wir arbeiten können.

Die maßgeblichen sind die Topografie, Wände, Treppen, hohe und niedrige Bepflanzungen wie Bäume und Hecken sowie grüne Rasen- oder gepflasterte Freiflächen.

Die Architektur inszeniert den Blick in die umliegende Landschaft der Hochschule Würzburg

© Gerber Architekten / Dieter Leistner

Wie fließen vorhandene städtebauliche Strukturen in Gestaltungskonzepte für Neubauten und dazugehörige Außenanlagen ein?

Gerber: Jede bauliche Aufgabe beginnt mit der Auseinandersetzung des Standortes und seinen Gegebenheiten, der Orientierung, der Topografie, der Frage nach Blickbeziehungen sowie nach bereits vorhandenen landschaftlichen Elementen und gebauten Raumkanten.

All dies sind grundsätzliche Faktoren für die Planung eines neuen Gebäudes und der dazugehörigen Außenanlagen.

Gibt es hier aus Ihrer Sicht ein besonders prägendes Beispiel und was ist dessen Besonderheit?

Gerber: In der Tat: Das ist z.B. der Parc de la Vilette in Paris, der im Jahr 1983 eröffnet wurde. Das war ein großer internationaler Wettbewerb und mit diesem Wettbewerb fiel der Startschuss für einen ganz neuen gestalterischen Ansatz in der Landschaftsplanung – und zwar der geometrischen „Wiederentdeckung“ der Formen und Elemente, die bis dahin Jahrzehnte lang tabu waren. Diese Art der Gestaltung war in der Zeit vom Barock und bis zur Klassik selbstverständlich. Danach setzte sich in der Freiraumgestaltung das Prinzip des englischen Landschaftsgartens mehr und mehr durch.

Eine maßgebliche Voraussetzung für die Gestaltung eines städtischen oder gebauten Platzes überhaupt ist dessen Entwässerung. In allen früheren Beispielen geht die Gestaltung eines Platzes mit der Entwässerung einher. Etwa beim Platz von Siena oder beim Piazza del Campidoglio in Rom – die ganze bildhafte Ausgestaltung dieser Plätze ist aus der Wasserführung entwickelt. Das ist eine Grundfunktion für einen Platz und ist auch heute immer noch ein ganz wichtiger Aspekt für die Gestaltung eines Platzes.

Die radiale Struktur des Platzes von Siena dient an erster Stelle einer günstigen Entwässerung. Das Wasser fließt im zentralen unteren Punkt in die dort angeordnete Muschel hinein.

© Fotolia / jarre

Viele Bauprojekte zielen auf ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Innen und Außen ab. Welche Vorteile ergeben sich aus dieser Harmonie?

Gerber: Das was wir tun, sollte immer ein harmonisches Ergebnis sein, damit es die Menschen erfreut. Ein Zusammenspiel zwischen Gebäude und Landschaft, zwischen Innen und Außen, ist zum einen aufgrund der vorhandenen Topografie – die in das Gebäude möglichst mit einbezogen werden sollte – wichtig und zum anderen auch grundsätzlich zur Orientierung in einem Gebäude notwendig. Denn dies geschieht ausschließlich durch die Blickbeziehungen nach Außen und somit sollten möglichst schöne Ausblicke inszeniert und geboten werden.

Welche Wirkung hat eine attraktive Verschmelzung von Innen- und Außenräumen?

Gerber: Ich möchte das gerne an einem Projekt erläutern, das mich immer wieder fasziniert: das Kurhaus in Badenweiler. Es stammt aus den 1960er/1970er Jahren. Badenweiler ist ein alter Kurort mit einer Burgruine auf einem Berg. Das Kurhaus liegt direkt unterhalb der Burg am Fuße des Berges in einem Park.

Aufgrund der Topografie kann man das Gebäude von verschiedenen Ebenen betreten. In der Mitte des Kurhauses liegt eine lichtdurchflutete, alle Geschosse verbindende, gläserne Halle. Betritt man das Gebäude in der untersten Ebene, kann man durch das Glasdach der Halle bis zur Burgruine auf dem Berg hinaufschauen. Eine massive Natursteintreppe verbindet alle Geschosse und erweckt den Eindruck, die Burg fließt über diese Treppe bis in das Gebäude hinein.

Das ist ein ganz außergewöhnliches Beispiel für die gelungene Verknüpfung von Innen und Außen, die mich persönlich bei meiner Arbeit oft begleitet. Durch das ästhetische Ineinanderfügen von Innen- und Außenraum entstehen Orte, die die Menschen berühren und Räume, die sich ihnen begreifbar machen.

Kurhaus Badenweiler: Es ist kein Gebäude im Park, sondern das ganze Gebäude ist nur Landschaft – die ganzen Dachflächen sind Terrassen oder begrünte Bereiche.

© Badenweiler Thermen und Touristik GmbH/Karin Schmeißer

Funktioniert es auch, bewusst Gegensätze zu gestalten?

Gerber: Das ist das Grundprinzip der Kunst und auch der Architektur. Schöne Bilder zeichnen sich dadurch aus, einen Kontrast aufzubauen und diesen Kontrast wiederum in Harmonie zu bringen.

Wir arbeiten mit Kontrasten, also mit Gegensätzen, die in Summe Harmonie erzeugen. Das ist die Kunst

Wenn Sie ein Gebäude mit zugehörigem Außenraum planen, wie gehen Sie ein solches Projekt an?

Gerber: Wir haben einen so schönen Beruf – wir gehen jede Aufgabe erst einmal ganz spielerisch an, natürlich nach einer vorausgegangenen Analyse. Wir bauen Modelle und versuchen mit Klötzchen und Volumina herauszufinden, welche Kubatur im Zusammenspiel mit anderen, bereits vorhandenen Faktoren wie Gebäuden, bestehenden Pflanzungen und der Topografie sich am besten einfügt oder kontrastiert.

Parallel dazu beschäftigen wir uns mit der Aufgabenstellung und den Programmforderungen: was wird verlangt, was gibt es für Bedingungen, worauf müssen wir achten – hinsichtlich Erschließung, Himmelsrichtungen, Blickbeziehungen und vielem mehr. Welche Räume gibt es, welche Räume sollen sich öffnen, was davon ist Außenraum, was ist eher intern? Wie sind diese Räume funktional miteinander verknüpft? Und inwieweit kann die Topografie und die Umgebung in das Gebäude mit einbezogen werden?

Aus der Bestandsaufnahme all dieser Dinge entwickeln sich Stück für Stück Konzeptionen, so dass die meist sehr komplexe Aufgabenstellung irgendwann in sich logisch und stimmig wird. Dann können wir ein schlüssiges Konzept weiter ausarbeiten.

 

„Wir haben einen so schönen Beruf – wir gehen jede Aufgabe erst einmal ganz spielerisch an.“

Spielt die Geschichte des Ortes eine Rolle für Ihre Projekte?

Gerber: Ja, selbstverständlich. Wenn wir in einer historischen Umgebung bauen, verhalten wir uns ganz anders, als wenn wir sozusagen auf der „grünen Wiese“ arbeiten.

Beim Bauen im Bestand ist eine Sache grundlegend: möglichst wenig an der Grundkonzeption und an der Grunddisposition eines Gebäudes ändern. Ein ganz einfaches Prinzip. Das kann man den Bauherren gut und einsichtig erklären, denn nur der respektvolle Umgang mit der ursprünglichen Bausubstanz ermöglicht es, authentische neue Lösungsansätze entwickeln zu können.

Gibt es bei Ihnen „feste Parameter“, die es einzuhalten gilt bzw. die sich in allen Ihren Werken wiederfinden?

Gerber: Ich gehe von vier Gestaltprinzipien aus: das ist der geschlossene Kubus, das Stabwerk (Stütze, Balken), das schwebende Dach und frei zueinander gestellte Wände. Diese Prinzipien können beliebig miteinander verbunden werden: zum Beispiel das schwebende Dach über zueinander gestellten Wänden wie beim Barcelona-Pavillon von Ludwig Mies van der Rohe (Weltausstellung 1929).

Hinzu kommen noch die drei geometrischen Grundformen – Quadrat, Dreieck, Kreis. Vom Kreis kann die freie gekrümmte und vom Dreieck die freie geknickte Form abgeleitet werden, d.h. wir haben fünf Formen zur Auswahl – drei geometrische und zwei freie. Die Deklination der vier Gestaltprinzipien mit den fünf Formen ergibt eine unendliche Vielfalt an Entwurfsmöglichkeiten, die wir sehr schön auch im Gesamtwerk von Mies van der Rohe finden können.

Das ist eigentlich die gesamte Grundlage der Architektur. Jedes architektonische Werk und praktisch die gesamte moderne Architektur gründen auf diesen Gestaltprinzipien.

Mit der oben beschriebenen Methode der Gestaltfindung von Gebäude und Raum gelingt ein ordnender Einblick in die Struktur der viel-
sprachigen Architektur der Moderne. Das Projekt von Gerber Architekten in Ascona z.B. beruht auf dem Prinzip Stabwerk-Stütze
und Balken.

© Gerber Architekten / Jürgen Landes

Neubauten von Unternehmensstandorten, Universitätsgebäuden oder Verwaltungen sind mehr denn je Ausdruck eines Leitbilds und einer Corporate Identity. Wie fließt dies in Ihre Arbeit und in die Gestaltung ein?

Gerber: Wenn wir für ein Unternehmen ein Gebäude planen, wollen wir wissen, welche Philosophie diesem Unternehmen zugrunde liegt. Das müssen wir herausfinden: wie soll sich das Bauwerk darstellen – zurückhaltend oder repräsentativ? Dabei sind viele Facetten und feine Nuancen zu berücksichtigen, um herauszufiltern, wie stark ausgeprägt ein Gebäude dann zum Beispiel repräsentativ oder rein funktional oder eher zurückhaltend erscheinen soll.

Herauszufinden, was dem Bauherren wichtig ist und was er fühlt, bedeutet, sich auf den Menschen oder die Unternehmensphilosophie einzulassen. In unserer vielfältigen und vielsprachigen Welt sollten wir als Architekten in der Lage sein, die gestalterische Sprache zu finden, die dem Bauherrn entspricht.

Wir haben gerade einen Wettbewerb für ein großes Projekt, der Allianz Versicherungen in Stuttgart, gewonnen.

Das Unternehmen plant dort seinen zentralen Sitz für 4.500 Mitarbeiter unter dem Begriff „Neue Arbeitswelten“. Bei der Entscheidung des Wettbewerbs spielte die Unternehmensphilosophie in der Beurteilung der einzelnen Arbeiten eine große Rolle.

Mit unserem Entwurf haben wir überzeugt. Er steht für das, wie sich das Unternehmen in Zukunft darstellen möchte: nach Außen hin weit geöffnet als Teil der Öffentlichkeit und im Inneren mit offenen, freien und flexiblen Arbeitswelten für die Mitarbeiter.

Eine ganz maßgebliche Qualität des Entwurfs sind die Raumerlebnisse innerhalb der „Neuen Arbeitswelten“, die sich durch vielfältige Blickbeziehungen in die stark durchgrünten Innenhöfe sowie in die umliegende Landschaft und durchgehend durch das gesamte Ensemble auszeichnen.

Der gewonnene Wettbewerb des Neubaukomplexes für die Allianz Versicherungen in Stuttgart mit seinen großzügig frei-
gehaltenen Flächen im Außenraum.

© Gerber Architekten

Welche Rolle spielen bei Ihnen die Materialien bzgl. Gebäude und Außenraum?

Gerber: Wir haben in den 1970/80er Jahre ein schönes Projekt realisiert – und zwar die Stadthalle in Hagen. Sie steht am Rande eines alten Steinbruchs, einem herausgebrochenen Oval, in einem einzigartigen Landschaftsraum mit stehenden Felswänden und vielen einzelnen Felsbrocken.

Die Stadthalle vollendet diese Form des Steinbruchs. Durch unsere Gestaltung ist es gelungen, diese besondere Stein- und Felslandschaft in das Foyer der Halle hineinfließen zu lassen: das Foyer der Halle und der Außenraum des Steinbruchs stellen praktisch eine Einheit dar. Wir haben sogar Felsbrocken in das Foyer hineingestellt und den gewachsenen Fels beim Bau des Gebäudes miteinbezogen. Dadurch ergibt sich hier ein Spannungsfeld zwischen der gebauten Struktur und der natürlichen Felslandschaft.

Außerdem haben wir das Gebäude selbst komplett aus Glas konzipiert, das kontrastiert wiederum als zerbrechliches Material mit den Felsen und Steinen aus der unmittelbaren Umgebung.

Diese Stadthalle sollte, so war die Aufgabe, in das Oval des Steinbruchs, mit zum Teil bis zu 50 - 60 Meter hohen Felsen hineingesetzt werden. Das habe ich nicht gemacht. Ich habe vielmehr die Stadthalle bewusst vorne an die Kante gesetzt, damit sie auch in Blickbeziehung zur Stadt steht.

Das Oval selbst ist als landschaftlicher Freiraum und als Erholungsraum erhalten geblieben.

 

Um die Blickbeziehung zur Stadt Hagen herzustellen, wurde die Stadthalle bewusst an die Kante des Steinbruchs gebaut.
(1.Preis 1974, Fertigstellung 1981)

© Gerber Architekten / Peter Walser

Welche Rolle spielt die Wertigkeit der Materialien?

Gerber: Jedes Material hat seine Eigenheiten und hinterlässt einen Eindruck oder ein Gefühl. Glas zum Beispiel ist zerbrechlich und transparent, Stein ist schwer und fest.

Ein Bauwerk nur aus einem Material zu bauen kann auch seinen ganz besonderen Reiz haben. Eine unserer ersten Schulbauten haben wir
komplett in Sichtbeton errichtet, außen wie innen.

Dabei legten wir beim Innenausbau großen Wert darauf, dass alle Türen und Schränke im Kontrast zu den Betonwänden als farbige Holzelemente eingesetzt werden. Durch dieses Zusammenspiel entsteht optisch wie haptisch eine freundliche und anregende Atmosphäre im Schulgebäude. Holz hat immer eine besondere Wertigkeit, insbesondere für Innen. Dabei denke ich auch an naturbelassene Holzfußböden, -decken oder -wände. Jedes Naturmaterial, auch der Naturstein, hat immer eine hohe Wertigkeit.

Wenn Sie ein Material nehmen wie Beton, Betonstein oder einen Terrazzo-Belag, ist das wieder eine andere Wertigkeit. Man kann nicht sagen das eine Material ist wertvoller als das andere – es muss jeweils abgestimmt sein auf die Nutzung und den Zusammenhang.

Insofern muss man die Materialauswahl immer von Projekt zu Projekt neu abstimmen. Auch das ist eine Frage der Philosophie des Unternehmens bzw. des Bauherrns.

Licht gewinnt als gestalterisches Element zunehmend an Bedeutung. Wie wichtig ist in Ihren Projekten das Licht in punkto Gestaltung und Atmosphäre?

Gerber: Licht, ob als Tageslicht oder Kunstlicht, ist immer ein ganz wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Das Tageslicht bestimmt die Ausrichtung der Gebäude und der Räume ganz maßgeblich mit. Wenn das Tageslicht nicht mehr ausreicht, muss es bestmöglich durch notwendig werdendes künstliches Licht ergänzt oder ersetzt werden. Mit dem Einsatz von Kunstlicht können Gebäude und Räume gezielt sehr stimmungsvoll inszeniert werden.

Der Wechsel zwischen Tag und Nacht ist oft  sehr schön zu erleben: wenn ich zum Beispiel ein altes Haus am Tage im Sonnenlicht sehe und dann wieder abends, wenn es angestrahlt wird, ist das ein ganz anderer Erlebniswert.

Der Einsatz von Licht ist ein sehr spannendes Thema, das muss man sich erarbeiten, um ein  optimales Ergebnis zu erreichen. Damit die Illumination eines Gebäudes sowohl von Innen als auch von Außen gelingt, bedarf es genauer Planungen. Dabei geht es nicht nur um das Gebäude selbst, sondern auch um Bäume und Pflanzen, die ebenfalls hervorgehoben werden können. Mit der entsprechenden Beleuchtung lässt sich auch hier viel bewirken.

Durch das ästhetische Ineinanderfügen von Innen- und Außenräumen entstehen Orte und Räume, die die Menschen berühren und die sowohl bei Tag wie bei Nacht gut ausgeleuchtet sein wollen, wie hier die Dortmunder Volksbank.

© Gerber Architekten / Jürgen Landes

Wie wichtig sind für Sie Leuchten, die mehr können, als Licht zu spenden?

Gerber: Leuchten mit zusätzlichen Funktionen wie eingebauten Lautsprechern, Kameras oder WLAN gewinnen insbesondere vor dem Hintergrund der „Smart City“ an Bedeutung. Diese Aspekte sind in den vergangenen Jahren verstärkt hinzugekommen.

Besonders ansprechend wirken Leuchten, deren Design es ermöglicht, solche zusätzlichen Funktionen möglichst sinnfällig unterzubringen.

Wie wichtig ist für Sie die Tagwirkung, sprich das Design, einer Leuchte im Außenraum?

Gerber: Das Design ist von unglaublicher Wichtigkeit, weil die Leuchte auch am Tage da ist, wenn sie kein Licht spendet. Das Design sollte auf den Ort und die Umgebung abgestimmt sein.

Welchen Stellenwert besitzt die Illuminierung von Gebäuden oder besonders gestalteten Außenräumen?

Gerber: Wenn ich in meine Heimat nach Eisenach in Thüringen fahre und am Abend die angestrahlte Wartburg sehe, dann ist das einfach wunderbar! Ich kann es mir heute gar nicht mehr vorstellen, dass solche Bauwerke nicht illuminiert werden.

Als wir das Fernseh- und Rundfunkgebäude für den MDR in Magdeburg entworfen haben, achteten wir besonders darauf, dass sich das ganze Funkhaus mit einer großen gläsernen Halle zum Magdeburger Dom hin öffnet – einem der wichtigsten gotischen Bauwerke in Europa.

Und natürlich muss der Dom illuminiert werden. Er ist die eigentliche Blickbeziehung aus diesem Funkhaus. Das war mir wichtig. Wenn im Gebäude eine Talkshow stattfindet, ist im Hintergrund der Dom zu sehen.

So eine Blickbeziehung kann ich als Architekt herstellen und wenn in einer Talkshow eine Stunde lang der Dom im Hintergrund zu sehen ist, dann ruft das auch bei den Zuschauern eine Befindlichkeit hervor, dieses Bild prägt sich besonders ein.

„So eine Blickbeziehung können wir als Architekten herstellen, und wenn in einer Talkshow eine Stunde lang der Dom im Hintergrund zu sehen ist, dann ruft das auch bei den Zuschauern eine Befindlichkeit hervor.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Prof. Gerber.

Gerber Architekten

Unser Ziel als Team aus Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern, Ingenieuren und Innenarchitekten ist es, Orte zu schaffen, die die Menschen berühren, ihre Sehnsüchte wecken, Orte, wo Menschen gerne hingehen und sich gerne aufhalten, Räume, die sich ihnen begreifbar machen und selbstverständlich erschließen. Es sollen Beiträge sein zur Verschönerung des Stadt-Landschaftsraums mit Gebäuden, die in ihrer Einfachheit schön und auch spannend in ihrer Raumdisposition sind, klar und selbstverständlich im Hinblick auf die Orientierung von außen nach innen, wie von innen nach außen.

Mit 50-jähriger Expertise verfügen wir über langjährige Erfahrung und Kompetenz. In den Büros in Dortmund, Hamburg, Berlin, Riad und Shanghai arbeiten heute 170 Mitarbeiter in Projektteams aus Architekten, Ingenieuren, Innenarchitekten und Landschaftsplanern.

www.gerberarchitekten.de

Über

Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber

1938 geboren in Oberhain, Thüringen
1959 - 1966 Architekturstudium an der TH Braunschweig, Stipendiat des Begabtenförderungswerkes der Firma Reemtsma, Hamburg
1966 Bürogründung „Werkgemeinschaft 66“
1973 - 1975 Korrekturassistent Universität Dortmund Lehrstuhl Prof. Deilmann
1975 Förderpreis für junge Künstler des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 1974 auf dem Gebiet Städtebau und Architektur
seit 1979 Gerber Architekten in Dortmund-Kley, erfolgreiche Wettbewerbsteilnahmen im In- und Ausland, zahlreiche Architekturpreise für realisierte Gebäude
1981 - 1992 Professur an der Universität Essen - GHS - Lehrgebiet Grundlagen der Gestaltung und angewandte Gestaltungslehre für Architektur und Landespflege
1990 - 2004 Professur an der Bergischen Universität Wuppertal, Lehrgebiet Grundlagen der Gestaltung und Entwerfen für Architektur
1992 - 2010 Vorsitzender des Dortmunder Kunstvereins
1995 - 1999 Dekan der Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur
2004 - 2012 Professur für das Lehrgebiet Grundlagen der Gestaltung und des Entwerfens im Masterstudiengang REM & CPM an der Bergischen Universität Wuppertal
seit 2008 Gerber Architekten Hamburg, ab 2012 mit Landschaftsplanung
2011 Gestaltungsbeirat der Stadt Bielefeld
seit 2012 Gerber Architekten international GmbH in Berlin
seit 2013 Gerber Architekten international Asia GmbH in Dortmund

Mitglied von BDA, DWB, regelmäßig Jury-Vorsitz bei nationalen und internationalen Wettbewerben, Sprecher bei nationalen und internationalen Konferenzen

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